„Was ist denn das für ein verrücktes Event, das du da wieder geplant hast?“ Mein Erstaunen war groß, als ich am Telefon von den neuesten Plänen Bennie Lindbergs hörte. Sport in Überlänge und extreme Outdoor-Aktionen sind Freunde des finnischen Wahl-Rothers ja schon gewohnt, doch diesmal sollte es ein 24 Kilometer-Downhill-Schwimmen in der Nähe des Polarkreises sein. Eine Premiere, für die der finnische Veranstalter noch verwegene Teilnehmer suchte.
Im Februar war das und damals war Ruka Kuusamo noch tief verschneit. Der durch Wintersport bekannte Ort im finnischen Lappland ist Ausgangspunkt der ungewöhnlichen Schwimm-Veranstaltung, die im bisweilen temperamentvollen Fluss Oulanka stattfindet. Viel unberührte Natur gibt es hier, am Ufer Rentiere und, wie Bennie Lindberg vermutet, wohl auch Bären und Wölfe als Zuschauer. Ein überzeugendes Detail, das zusammen mit einer großen Portion Abenteuerlust dazu führte, dass wir beschlossen, als Team an den Start zu gehen.
Doch wie bereitet man sich bei geschlossenen Hallenbädern aufs Schwimmen vor, nach einer Schwimmpause von fünfundzwanzig Jahren? „Auf dem Trockenen, bei Dir zuhause“, empfahl Bennie und meinte es tatsächlich ernst, denn er hatte gerade einen Online-Kraulkurs für Anfänger ins Netz gestellt. Was kurios klingt, erwies sich als Vorbereitung sehr hilfreich: Kraulbewegungen vom Bett aus, Rhythmusübungen mit einer Stange und Selbstkontrolle vor einem Spiegel. Dazu ein wenig Gymnastik, Dehnübungen und Laufeinheiten. Die sind nötig, denn gefährliche Passagen beim Schwimmen müssen zu Fuß an Land mit Neoprensocken zurückgelegt werden. Da die Wassertemperatur etwa 16 Grad beträgt, sind beim Schwimmen auch Neoprenanzüge obligatorisch.
Bennie Lindberg hat in den letzten Wochen im Rother Freibad trainiert, ich in einem kleinen See in der Nähe meiner Heimatstadt Waldkirch bei Freiburg. Der Wettkampf findet am 17. Juli statt und wir sind sehr gespannt, was uns dort erwartet.
Text: Katja Rußhardt